Currypulver

Milde Sorte aus Madras: Currypulver
Mild oder scharf, aber immer irgendwie gelb: Currypulver
Mildes Madras-Currypulver im Detail
Die Vergrößerung zeigt, dass Currypulver nicht so homogen ist, wie es im Normalmaßstab scheinen mag
  • EN curry powder
  • FR curry
  • ES curry en polvo
  • IT curry

Currypulver nennen viele nur Curry, was einige Verwirrung stiften kann, weil es auch ein Gericht, oder genauer: eine Gerichtkategorie gleichen Namens gibt. Currypulver bezeichnet hingegen eindeutig eine Gewürzmischung, deren Zusammensetzung stark variiert. Currypulver hat auch nichts mit Curryblättern zu tun, die ebenfalls als Gewürz verwendet werden. Nahezu allen Mischungen gemein ist die mehr oder minder ausgeprägte gelbe Farbe, sie stammt vom Kurkuma, der als fest gesetzt gilt. Weitere typische Zutaten sind Koriander, Kreuzkümmel, Pfeffer und Bockshornklee. Ungefähr hier beginnt dann die Kür: Asant, Fenchelsamen, Ingwer, Kardamom, Knoblauch, Muskat, Nelken, Paprika, Zimt – alles und noch viel mehr kann im Currypulver enthalten sein.

In der Küche

Sie müssen nicht lange googeln, um komplizierte Tabellen zu finden, mit deren Hilfe Sie präzise Mischverhältnisse für jeden denkbaren Zweck ermitteln können. Von weniger Ehrgeiz geplagte Durchschnittskochende werden wohl eher den Laden ihres Vertrauens aufsuchen, wo es selten mehr als zwei Currypulver-Versionen gibt, die eine mild, die andere schärfer, und wie sich beide zusammensetzen, bleibt weitgehend im Dunkeln. Die gute Nachricht: damit können Sie durchaus arbeiten.

Womit ich Sie keinesfalls vom Selbermischen abbringen will, nur hat Currypulver zu mischen vor dem Hintergrund seiner Geschichte etwas leicht Absurdes. Das indische Gericht Curry kann aus allem Möglichen bestehen, aber immer kommt ein ausgefeilter Gewürzcocktail (Masala) ins Spiel, der individuell aufs jeweilige Essen abgestimmt und aufbereitet wird, was einiges an Sensibilität und Erfahrung verlangt. Den englischen Kolonialherren, die das Land lange Zeit beherrschten, mundete zwar das indische Essen über die Maßen, aber der Weg dorthin überforderte wohl die Fähigkeiten ihrer Köche, was zur Erfindung des Currypulvers als eine Art Fertigschmeck für die indische Küche führte. Man brät ein Huhn, versorgt es mit Currypulver und erhält »Chicken Madras«. Das mag zugespitzt klingen, aber derlei Kreationen werden seit Jahrzehnten auch bei uns in zahllosen Gasthäusern angeboten, gerne in Verbindung mit Ananasscheiben oder Pfirsichhälften aus der Dose. Wenn Sie also Freude am Gewürzemischen entwickeln, beschäftigen Sie sich lieber mit der indischen Kochkunst als deren britischer Trivialisierung.

Dessen ungeachtet ist Currypulver nichts Schlechtes, wie jeder Freund der Currywurst bestätigen wird. Betrachten Sie es einfach als wohlschmeckendes Gewürz, das viele Zubereitungen aufwerten kann, auch wenn sie davon nicht gleich »indisch« werden. Sein Geschmack ist im besten Sinne komplex, was angesichts der zahlreichen Zutaten kein Wunder ist. Bitterkeit und Schärfe sind ebenso drin wie fruchtige Süße und Säure. Wenn Sie das Pulver in etwas Fett bei nicht allzu großer Hitze anschwitzen, bringen Sie sein Aroma zur vollen Blüte.

Currypulver passt zu vielen Speisen, man könnte sagen: zu allem außer Salat. Besonders vorteilhaft wirkt es sich aus in Verbindung mit

  • Nudel-, Reis- und Kartoffelgerichten
  • hellen Ragouts und Frikassees, etwa vom Huhn oder Kalb
  • Fisch und Schalentieren
  • einigen Gemüsen, etwa Blumenkohl, Erbsen, Paprika oder Tomaten
  • Hülsenfrüchten, speziell Linsen
  • Süßspeisen, die dunkle Schokolade, Mango, Bananen oder Kokosnuss enthalten.

Herkunft

Currypulver wird seit dem späten 18. Jahrhundert in Indien hergestellt und noch heute können Sie davon ausgehen, dass Ihr Currypulver von dort stammt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es vereinzelt Inder gibt, die das Fertigpulver verwenden, die Produktion ist aber ausschließlich für den Export bestimmt.

Kontext

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